Wednesday, December 12, 2012

Hermann Hesse's "Unterm Rad": Fragen zum Text


IB German
31 August, 2012
Unterm Rad: Fragen zum Text
I             Charaktere:

1. Hans Giebenrath:
             - kranke Seele, Zwänge kamen schleichend (besonders S. 11-12 gibt Grundkonflikt des Buches an) – aufgrund der Erwartungen – abhängig von seinem Vater; kommt “unter’s Rad” (-> Buchtitel)
             - kaum noch Lebensqualität; vernachlässigt das Leben, sich selbst (kein Sinn, Inhalt) – hat dauernd Kopfschmerzen
             - aufgezwungen religiöses Leben
             - gewissenhaft
             - Musterknabe, Streber
             - leidend, Selbstzweifel
             - introvertiert

2. Mutter Giebenrath:
             - schwach
             - nur erwähnt auf S. 8 und S. 113

3. Vater Giebenrath:
             - Durchschnittsbürger
             - kommuniziert nicht mit Sohn, deswegen lernt auch Hans es gar nicht
             - ist Mitläufer, kann anscheinend nichts anderes als Wiederholen von Redensarten
             - will gutes Bild abgeben, guten Ruf haben
             - kein liebender Vater, Spießer

4. Rektor
             - auch er hat hohe Erwartungen an Hans
             - will das “Beste” von ihm, d.h. er benutzt ihn, nimmt das “Meiste” aus ihm heraus

5. Flaig
             - Menschenfreund, scheint als einziger zu “verstehen”
             - kinderlieb; bekümmert, beteiligt
             - Pietist
             - So etwas wie Hans’ Schutzengel
6. Pfarrer
             - ihm wird unterstellt, dass er nicht an Gott glaubt, sondern mehr an die Wissenschaften glaubt
             - auch er drängt Hans weiter zu lernen, und setzt alles daran dass er das Landexamen schafft
             - er will dass Hans sogar in den Ferien lernt und gönnt ihm nicht die Freizeit, da er meint, dass es sonst am Internat zu schwer für Hans werden könnte

7. Heilner:
             - leidenschaftlich, revolutionär, mutig, geht seinen eigenen Weg, künstlerisch, will Freiheit, frech, sentimental, leichtsinnig, gefühlvoll, trotzig, stolz, kritisierend
             - Genie, Dichter, Träumer
             - ergänzt sich mit Hans; extrovertiert, selbstständig, über sein Alter entwickelt
             - wird zärtlich mit Hans
             - durch ihn realisiert Hans, dass er nicht weiter als “Instrument” ohne jegliche Freude weiterleben kann
             - Hans bewundert Heilner

8. Emma
             - Flaigs Nichte
             - lebensfroh, mutig, dominierend, wild, will Spaß haben
             - Hans hat durch sie das Gefühl, erotisch ahnungslos zu sein, als sie ohne Abschied abreist
             - tut Hans nicht gut

9. Die Arbeitskumpeln
             - derb, draufgängerisch, laut, männlich, dröhnend, auslassend
II             Symbole:
1. Wasser/Natur:
- Hans sucht dort Geborgenheit (hat keine mütterliche oder generelle Liebe)
- Hans ist naturverbunden (Kaninchen, Angeln, Träumen in der Natur, Spazierengehen, ...)

2. Landexamen:
- Hier tritt Hans als einziger seiner Stadt an, es ist also ein Zeichen für seine Besonderheit, Schlauheit, und Überlegenheit, aber auch für seine Isolation von den anderen. Er wird für den Extra-Unterricht von Gleichaltrigen ferngehalten, seinen Augen wird “schlechter, kindlicher” Einfluss abgewehrt.
- symbolisiert auch die Erwartungen an Hans

3. Seminar:
- Dort werden Landesbeamte und Pastoren ausgebildet
- symbolisiert den Erfolg - nach zahlreichem Büffeln und harter Arbeit nur um sich ausschließlich auf das Lernen zu konzentrieren.

4. Tod von Hindinger:
- Motiv des Ertrinkens.
- Vorahnung, Andeutung (kleiner Junge allein im Wald ertrinkt)
- Unmut ist zwar da, aber wird schon bald vergessen

III             Hesse’s Kritik über:

1. Die Gesellschaft:
- eingeschränkte bis gar keine Individualität oder eigene Verantwortung.
- nur Hermann Heilner hat für sich erkannt, dass er wie gefangen ist;
sein angestauter “Freigeist” ist zuviel für das Kloster und er wird verwiesen. “Ein Schulmeister hat lieber einen Esel als ein Genie in seiner Klasse” (S. 90)
- Gesellschaft will, dass man sich anpasst und dass man funktioniert wie ein Roboter; oder dass man wie ein Instrument benutzt werden kann.
- Es gibt Menschen die sich nicht zur Wehr setzen können – sie werden überfordert
- Extremhohe Erwartungshaltungen können Menschen zu Bruch bringen; man bildet lieber Rechner, Schreiber und dergleichen aus, anstatt aus jungen Menschen selbstständige Individuen entstehen zu lassen.

2. Das Bildungssystem:
- Die Schule will laut Hesse “den Jugendlichen zu einem nützlichen Glied der Gesellschaft zu machen,” indem sie “den natürlichen Menschen zerbricht, besiegt, und gewaltsam eingeschränkt.”
- Kritische Äußerungen im Buch kommen von Heilner und Flaig; also ist dort eine geschickt eingeflossene Meinung von Hesse zu finden. Zum Beispiel  klagt Heilner darüber, dass seine Mitschüler nichts Höheres als das hebräische Alphabet kennen, ihnen aber die Schönheit der Klosteranlage entgehe, weil sie auf sie nicht aufmerksam gemacht würden. Heilner aber “verstand die Schönheit der alten Säulen und Mauern.”
- Dem Seminar Maulbronn ist es ein Anliegen, dass “die jungen Leute den zerstreuenden Einflüssen der Städte und des Familienlebens entzogen (sind) und (...) vor dem schädigenden Anblick des tätigen Lebens bewahrt bleiben”

3. Das politische System:
- Druck wird auf Kinder ausgeübt: von Lehrern, aber auch Eltern
- Gleichmachende Masse vs. individuelle Entfaltung
- Die Menschen werden gedrillt und geformt.

IV             Hans’ Tod
1. Warum endet diese Geschichte so?
Hesse zeigt damit, was die Gesellschaft mit einem machen kann.

2. Alternative Endung:
Dumpf lachend nimmt Hans wahr, dass die schöne Kellnerin ihn vom Tisch zu einer kleinen, versteckten Treppe winkt. Lallend lässt er sich von ihr an die Hand mit nach oben nehmen. Hans kann sich kaum mehr auf zwei Beinen halten. Oben angekommen, blickt sie ihn ernst und besorgt mit sanften braunen Augen an und sagt ihm, er soll sich ruhig hinlegen. Er gehorcht artig und schlummert direkt ein. Den ganzen Rest des Abends, die Nacht, und noch lang in den Morgen hinein schläft Hans durch. Als der Rausch ausgeruht war, wacht er verdutzt auf. Er erinnert sich an kaum noch etwas, nur noch an sanfte braune Augen, die denen seiner Mutter so gleich waren. Niemand ist im Raum, also richtet Hans auf und will gehen, denn er stellt fest, dass er schon längst auf der Arbeit sein müsste.
Die Frau mit den schönen Augen und schönen Körper erscheint gerade als er zur Türklinke greift. “Wer bist du?”, fragt Hans, leise und eingeschüchtert von ihrer ruhigen Ausstrahlung. “Ich hab dich stets in der Nähe beobachtet”, antwortet die Frau und legt den Kopf schief. “Du scheinst die Natur zu mögen, oder?” Hans nickt. Er realisiert, dass er wirklich am liebsten in der Natur ist, weil ihn das sehr beruhigt. Er realisiert auch, mit pochendem Herzen, dass diese Frau ganz anders als Emma zu sein scheint, irgendwie besorgt um ihn, anteilnehmend und interessiert. “Ja, ich mag die Natur sehr gern. Aber ich hab das Gefühl, dass ich nie wieder richtige Freude dabei empfinden kann. Ich fühl mich ganz leer.” Er wundert sich, als diese Worte aus ihm rauskamen. Es fühlt sich ungewohnt, aber nicht unangenehm an. Die Frau schaut ihn verständnisvoll an. Hans merkt, dass ihre Augen deren seiner Mutter sehr ähnlich sind. Dann fällt ihm ein, dass er noch immer nicht ihren Namen weiß. “Ich bin übrigens Josephine. Mein Onkel ist Bauer hier. Möchtest du ihn kennenlernen? Ich bin mir sicher, ihr versteht euch gut. Auch er liebt die Natur.” Hans ist begeistert. Die Arbeit hat er schon längst für sich durchgestrichen. Er spürt gar nicht das Bedürfnis, schweres Eisen gegeneinander zu reiben und Blasen an den Händen zu spüren. Viel lieber will er frische Luft einatmen und das Grün und Blau um den Fluss herum sehen. “Sag mal, bildet dein Onkel auch aus?” Josephine strahlte warm über’s ganze Gesicht. Hans nimmt sie an die Hand und zusammen begannen sie die Schritte in Richtung von Hans’ selbstständigem, neuen Leben.

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