Wednesday, December 12, 2012

“Baumkönig”-Quiz. Autor: A. Cheng


IB German
October 15th, 2011
“Baumkönig”-Quiz

1 1.   Von wem wird die Geschichte erzählt?
2 2. Was ist die Perspektive (oder der Ton) des Erzählers?
3 3.  Was bringt Li Li mit zur Schlucht und wer hat ihm dabei geholfen, sie in die
            Baracke zu tragen?
Was bedeutet diese Tat und wie wirkt es sich aus im Rest der Geschichte?
      4. Was genau enthält diese Kiste?
          Warum ist der Inhalt der Kiste wichtig für die Geschichte?
      5. Wie wird die Konkurrenz zwischen Li Li und Knorz Xiao dargestellt?
      6. Wie wird die Scham und Ehre Knorz Xiaos dargestellt? Seid spezifisch und  
           gibt Beispiele!
      7. Was symbolisiert der Hirsch, der wie “ein Pfeil ins Feuer stürzte”?
      8. Unterscheidet sich der Symbolismus der Abbrennung des Waldes und das   
          Sterben des Hirsches?

1. Die Geschichte Baumkönig wird von einem jugendlichen, chinesischen Schüler erzählt. Über den Namen bekommt der Leser keine Auskunft, das Alter lässt sich auch nicht genau bestimmen. Ich schätze ihn auf etwa 15 Jahre.
2. Der Erzähler scheint auf den ersten Blick keine Partei zu ergreifen, was auf einen neutralen Ton schließen lässt. Bei genauerem Nachdenken aber erkennt man, dass ein neutraler Ton bei dem Hauptthema des Baumkönigs (“Neue Bewegung vernichtet alten Kommunismus”) gar nicht möglich ist. Dies ist vergleichbar mit einer politschen Wahl: Jeder Mensch hat eine Meinung. Wenn man sich enthält, dann heißt das nicht, dass man keine Zugehörigkeit hat, sondern eher dass man seine Meinung/politische Einstellung nicht Teil haben lassen möchte. Baumkönig ist von daher keine neutrale Erzählung, sondern eine Geschichte, die darstellt, dass beide Seiten (für alten Kommunismus und gegen alten Kommunismus) vertreten waren. Über die Parteinahme des Erzählers lässt sich bloß feststellen, dass er ein “Mitläufer”, ein “Folgender der Masse” ist – denn er ist einerseits stark von Knorz Xiao beeindruckt, spürt Sympathie und Empathie für seine Familie und möchte mehr von ihm lernen; andererseits ist aber auch Li Li sein Idol. Außerdem gehorcht er widerstandslos den Anweisungen, den Wald zu zerstören. Dies zeigt, dass er sich nicht der neuen Bewegung entgegenstemmt, also nichts dagegen hat; und das widerrum bedeutet er ist gegen den alten Kommunismus.
3. Li Li bringt eine schwere Kiste voll Bücher mit zur Schlucht. Es ist (auf eine traurige Art) gerade zu ironisch, dass Knorz Xiao derjenige ist, der diese schwere Kiste für ihn nach innen trägt. Li Li kann sich förmlich auf dem Rücken von Knorz Xiao ausruhen; eine Metapher, die sich durch den Rest des Buches fortspinnt. Diese Szene ist vergleichbar mit Knorz Xiao’s Lehrung des Messerschleifens an den Erzähler. Er leistet quasi Hilfestellung, den Wald zu zerstören – im weiteren Sinne, den alten Kommunismus abzuschaffen. Mir stellt sich die Frage: Warum tut er das? Ich persönlich denke, dass er sich schon darüber bewusst ist, was er tut. Möglicherweise fühlte er sogar, dass es unumgänglich und notwendig sei, seine Ehre zu opfern und der neuen Bewegung Platz zu machen. Natürlich heißt er seinen Untergang (den Tod) trotzdem nicht willkommen; er versucht, die Dinge so zu lenken, dass er, und der Baum, noch weiterleben dürfen.
4. Die Holzkiste enthält Bücher, die Themen und Persönlichkeiten der Kulturrevolution aufweisen: Zum Beispiel ausgewählte Werke Maos, Lenins und Marx’s. Die Bücher stehen für die Wissbegierde und den Ehrgeiz Li Li’s und lassen sich außerdem als Schlauheit der jüngeren Generation interpretieren. Li Li hat die Bücher von seinen Eltern bekommen. Er begründet diese enorme Zahl an Büchern folgendermaßen: “Für die alte Generation besteht zwar noch die Notwendigkeit zu lernen, aber die Hoffnung liegt auf uns. Die Zukunft beruht darauf, dass wir bei unserem Handeln auf dem Boden der Wirklichkeit stehen” – was stark auf die neue Bewegung anspielt.
5. Man erkennt deutlich, dass Li Li sich mit Knorz Xiao messen will. Auf Seite 13 gibt es eine Szene, die stark an die Geschichte King Arthurs und dem Schwert Excalibur im Stein erinnert. Der kräftige Knorz Xiao wurde zum Holzhacken gerufen. Li Li versucht überheblich und selbstüberzeugt, dass Holz mit derselben Stärke und Produktivität wie Knorz Xiao zu hacken. Er versagt und bekommt die Axt nicht mehr aus dem Astloch des Holzes heraus. “Alle strömten herbeim ihre Kräfte zu zeigen, aber die Axt war wie festgewachsen und rührte sich nicht [...]” – bis Knorz Xiao kommt und die Axt mit Leichtigkeit aus dem Holz herauslöst. Diese Szene hat mir das Gefühl gegeben, dass Knorz Xiao ein bescheidener, ruhiger Mann ist, der genau weiß, was er kann aber nicht damit herumprahlt.
6. Knorz Xiao schämte sich so sehr für den Mandarinenvorfall (S. 40/41), dass er aus der Armee ausgetreten ist. Interessant ist hier übrigens die Parallele zwischen Mandarinen und Bonbons; Knorz Xiao fühlt sich an seinen Vergangenheitsvorfall erinnert und will nicht, dass seinem Sohn Ähnliches wie ihm widerfährt und lehnt aus dieser Angst heraus die Süßigkeiten ab; er verbietet seinem Sohn mit moralischem und strengen Ton, die Bonbons anzunehmen und zu essen.
Knorz Xiao glaubt, seine Ehre widergefunden zu haben, indem er seit 9 Jahren in dem Dorf bei der Schlucht arbeitet und eine neue Pflicht erfüllt. Es lässt für ihn zu, Disziplin und Arbeitswille zu zeigen – er fühlt sich wieder nutzvoll.
Ein weiteres Beispiel für sein Bedürfnis, ein reines Gewissen zu haben, ist, dass er seinen ehemaligen Kampfgefährten um Verzeihung bitten will (S. 55), um sich nicht mehr schuldig zu fühlen; in dem Wissen, dass er gehen wird. Er fragt deswegen den Erzähler (zu dem er im Laufe des Buches mehr und mehr Nähe gewonnen hat) einen Brief für ihn zu schreiben.
7. Der Hirsch an sich symbolisiert Stolz, alte Ehre und Kraft. Mit seinem Geweih, dass oft an eine Krone erinnert, lässt sich Macht assoziieren. Im Buch jedoch ist der Hirsch eins der drei Elemente, die den alten Kommunismus darstellen (Knorz Xiao, Baum, Hirsch). Der Hirsch wird am Anfang des Buches nur beiläufig erwähnt als ein schreckhaftes, fliehendes Tier, das oft “Rufe” ausstoßt. Könnten das vielleicht Rufe nach Hilfe, Rufe der Verzweiflung und Machtlosigkeit sein? Auf Seite 19-20 wird von den Kindern vermutet, dass ein Reh in der Nähe ist – später meint Sechskralle aber, es sei ein Hirsch, wenn sein Vater sagen würde, es sei ein Hirsch. Hier lässt sich ganz stark meine Interpretation der Machtlosigkeit erkennen: Ein Reh hat im Gegensatz zum Hirsch kein Geweih!, aber Knorz Xiao beteuert, dass die Rufe von einem Hirsch stammen. Er will nicht wahrhaben, dass die Zeit der alten Regierung vorbei ist.
8. Der Unterschied zwischen dem Symbolismus der Abbrennung des Waldes und des Hirsch-Todes liegt darin, dass der Hirsch sich bewusst ins Feuer zu stürzen scheint. Es hört sich schon fast wie Selbstmord an. Im gewissen Maßen symbolsiert es also Selbstaufgabe - aus Verzweiflung.
Der Untergang des Waldes und Knorz Xiaos hingegen ist eher ein machtloser, hoffnungsloser Kampf. Knorz Xiao kann nichts weiter tun als mit anzusehen, wie die Bäume nach und nach gefällt werden und schließlich auch der Entschluss gefasst wird, den Baumkönig zu fällen, der zuvor als unantastbar und verboten galt. Knorz Xiao wirkt im Vergleich zum Hirsch am Ende schwach (S. 55), kraftlos, ermüdet, leer – der Hirsch hingegen springt, wie von etwas gestochen, dem Tod kräftig entgegen.

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