IB German
October 15th, 2011
“Baumkönig”-Quiz
1 1. Von
wem wird die Geschichte erzählt?
2 2. Was
ist die Perspektive (oder der Ton) des Erzählers?
3 3. Was
bringt Li Li mit zur Schlucht und wer hat ihm dabei geholfen, sie in die
Baracke
zu tragen?
Was bedeutet diese Tat und wie wirkt es sich aus im Rest
der Geschichte?
4. Was genau enthält diese Kiste?
Warum ist
der Inhalt der Kiste wichtig für die Geschichte?
5. Wie wird die Konkurrenz zwischen
Li Li und Knorz Xiao dargestellt?
6. Wie wird die Scham und Ehre Knorz
Xiaos dargestellt? Seid spezifisch und
gibt
Beispiele!
7. Was symbolisiert der Hirsch, der
wie “ein Pfeil ins Feuer stürzte”?
8. Unterscheidet sich der
Symbolismus der Abbrennung des Waldes und das
Sterben des
Hirsches?
1. Die Geschichte Baumkönig
wird von einem jugendlichen, chinesischen Schüler erzählt. Über den Namen
bekommt der Leser keine Auskunft, das Alter lässt sich auch nicht genau
bestimmen. Ich schätze ihn auf etwa 15 Jahre.
2. Der Erzähler scheint auf den
ersten Blick keine Partei zu ergreifen, was auf einen neutralen Ton schließen
lässt. Bei genauerem Nachdenken aber erkennt man, dass ein neutraler Ton bei
dem Hauptthema des Baumkönigs (“Neue Bewegung vernichtet alten
Kommunismus”) gar nicht möglich ist. Dies ist vergleichbar mit einer politschen
Wahl: Jeder Mensch hat eine Meinung. Wenn man sich enthält, dann heißt das
nicht, dass man keine Zugehörigkeit hat, sondern eher dass man seine Meinung/politische
Einstellung nicht Teil haben lassen möchte. Baumkönig
ist von daher keine neutrale Erzählung, sondern eine Geschichte, die
darstellt, dass beide Seiten (für alten Kommunismus und gegen alten
Kommunismus) vertreten waren. Über die Parteinahme des Erzählers lässt sich
bloß feststellen, dass er ein “Mitläufer”, ein “Folgender der Masse” ist – denn
er ist einerseits stark von Knorz Xiao beeindruckt, spürt Sympathie und
Empathie für seine Familie und möchte mehr von ihm lernen; andererseits ist aber
auch Li Li sein Idol. Außerdem gehorcht er widerstandslos den Anweisungen, den
Wald zu zerstören. Dies zeigt, dass er sich nicht der neuen Bewegung
entgegenstemmt, also nichts dagegen hat; und das widerrum bedeutet er ist gegen
den alten Kommunismus.
3. Li Li bringt eine schwere Kiste
voll Bücher mit zur Schlucht. Es ist (auf eine traurige Art) gerade zu
ironisch, dass Knorz Xiao derjenige ist, der diese schwere Kiste für ihn nach
innen trägt. Li Li kann sich förmlich auf dem Rücken von Knorz Xiao ausruhen;
eine Metapher, die sich durch den Rest des Buches fortspinnt. Diese Szene ist
vergleichbar mit Knorz Xiao’s Lehrung des Messerschleifens an den Erzähler. Er
leistet quasi Hilfestellung, den Wald zu zerstören – im weiteren Sinne, den
alten Kommunismus abzuschaffen. Mir stellt sich die Frage: Warum tut er das?
Ich persönlich denke, dass er sich schon darüber bewusst ist, was er tut.
Möglicherweise fühlte er sogar, dass es unumgänglich und notwendig sei, seine
Ehre zu opfern und der neuen Bewegung Platz zu machen. Natürlich heißt er
seinen Untergang (den Tod) trotzdem nicht willkommen; er versucht, die Dinge so
zu lenken, dass er, und der Baum, noch weiterleben dürfen.
4. Die Holzkiste enthält Bücher,
die Themen und Persönlichkeiten der Kulturrevolution aufweisen: Zum Beispiel
ausgewählte Werke Maos, Lenins und Marx’s. Die Bücher stehen für die
Wissbegierde und den Ehrgeiz Li Li’s und lassen sich außerdem als Schlauheit
der jüngeren Generation interpretieren. Li Li hat die Bücher von seinen Eltern
bekommen. Er begründet diese enorme Zahl an Büchern folgendermaßen: “Für die
alte Generation besteht zwar noch die Notwendigkeit zu lernen, aber die
Hoffnung liegt auf uns. Die Zukunft beruht darauf, dass wir bei unserem Handeln
auf dem Boden der Wirklichkeit stehen” – was stark auf die neue Bewegung
anspielt.
5. Man erkennt deutlich, dass Li Li
sich mit Knorz Xiao messen will. Auf Seite 13 gibt es eine Szene, die stark an
die Geschichte King Arthurs und dem Schwert Excalibur im Stein erinnert. Der
kräftige Knorz Xiao wurde zum Holzhacken gerufen. Li Li versucht überheblich
und selbstüberzeugt, dass Holz mit derselben Stärke und Produktivität wie Knorz
Xiao zu hacken. Er versagt und bekommt die Axt nicht mehr aus dem Astloch des
Holzes heraus. “Alle strömten herbeim ihre Kräfte zu zeigen, aber die Axt war
wie festgewachsen und rührte sich nicht [...]” – bis Knorz Xiao kommt und die
Axt mit Leichtigkeit aus dem Holz herauslöst. Diese Szene hat mir das Gefühl
gegeben, dass Knorz Xiao ein bescheidener, ruhiger Mann ist, der genau weiß,
was er kann aber nicht damit herumprahlt.
6. Knorz Xiao schämte sich so sehr für den
Mandarinenvorfall (S. 40/41), dass er aus der Armee ausgetreten ist.
Interessant ist hier übrigens die Parallele zwischen Mandarinen und Bonbons;
Knorz Xiao fühlt sich an seinen Vergangenheitsvorfall erinnert und will nicht,
dass seinem Sohn Ähnliches wie ihm widerfährt und lehnt aus dieser Angst heraus
die Süßigkeiten ab; er verbietet seinem Sohn mit moralischem und strengen Ton,
die Bonbons anzunehmen und zu essen.
Knorz Xiao glaubt, seine Ehre
widergefunden zu haben, indem er seit 9 Jahren in dem Dorf bei der Schlucht
arbeitet und eine neue Pflicht erfüllt. Es lässt für ihn zu, Disziplin und
Arbeitswille zu zeigen – er fühlt sich wieder nutzvoll.
Ein weiteres Beispiel für sein Bedürfnis,
ein reines Gewissen zu haben, ist, dass er seinen ehemaligen Kampfgefährten um
Verzeihung bitten will (S. 55), um sich nicht mehr schuldig zu fühlen; in dem
Wissen, dass er gehen wird. Er fragt deswegen den Erzähler (zu dem er im Laufe
des Buches mehr und mehr Nähe gewonnen hat) einen Brief für ihn zu schreiben.
7. Der Hirsch an sich symbolisiert
Stolz, alte Ehre und Kraft. Mit seinem Geweih, dass oft an eine Krone erinnert,
lässt sich Macht assoziieren. Im Buch jedoch ist der Hirsch eins der drei
Elemente, die den alten Kommunismus darstellen (Knorz Xiao, Baum, Hirsch). Der
Hirsch wird am Anfang des Buches nur beiläufig erwähnt als ein schreckhaftes,
fliehendes Tier, das oft “Rufe” ausstoßt. Könnten das vielleicht Rufe nach Hilfe,
Rufe der Verzweiflung und Machtlosigkeit sein? Auf Seite 19-20 wird von den
Kindern vermutet, dass ein Reh in der Nähe ist – später meint Sechskralle aber,
es sei ein Hirsch, wenn sein Vater sagen würde, es sei ein Hirsch. Hier lässt
sich ganz stark meine Interpretation der Machtlosigkeit erkennen: Ein Reh hat
im Gegensatz zum Hirsch kein Geweih!, aber Knorz Xiao beteuert, dass die Rufe
von einem Hirsch stammen. Er will nicht wahrhaben, dass die Zeit der alten
Regierung vorbei ist.
8. Der Unterschied zwischen dem
Symbolismus der Abbrennung des Waldes und des Hirsch-Todes liegt darin, dass
der Hirsch sich bewusst ins Feuer zu
stürzen scheint. Es hört sich schon fast wie Selbstmord an. Im gewissen Maßen
symbolsiert es also Selbstaufgabe - aus Verzweiflung.
Der Untergang des Waldes und Knorz Xiaos
hingegen ist eher ein machtloser, hoffnungsloser Kampf. Knorz Xiao kann nichts
weiter tun als mit anzusehen, wie die Bäume nach und nach gefällt werden und
schließlich auch der Entschluss gefasst wird, den Baumkönig zu fällen, der
zuvor als unantastbar und verboten galt. Knorz Xiao wirkt im Vergleich zum
Hirsch am Ende schwach (S. 55), kraftlos, ermüdet, leer – der Hirsch hingegen
springt, wie von etwas gestochen, dem Tod kräftig entgegen.
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